Leider ist es immer wieder der Mensch, der nicht nur mit seinem eigenem Lebensraum wenig schonend umgeht. Er hat über in den letzten zweihundert Jahren gezielt u.A. mit züchterischen Maßnahmen in die Eigenschaften der Bienen eingegriffen. Das Ziel war und ist bis heute, immer mehr Honig aus den Bienenvölkern zu pressen und friedlichere Bienen zu bekommen, die auf den Waben sitzen bleiben, wenn der Imker den Stock öffnet. Auch sollten sie bereits früh im Jahr große Brutnester anlegen, um bei Trachtbeginn bereits reichlich Flugbienen im Volk zu haben. Die Gesundheit und Widerstandsfähigkeit sowie die Fähigkeit sich gegen kleine und große Feinde zu wehren, spielte in der Zucht eine geringe Rolle. Das wohl merkwürdigste Zuchtziel ist die "Schwarmträgheit". Wenn man das gesamte Volk als Einheit (den Bien) betrachtet und das Schwärmen als seine Vermehrung, dann entspricht das Zuchtziel der Schwarmträgheit der Unterbindung der natürlichen Vermehrung der Bienenvölker.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Mensch es mit den Bienen genauso macht, wie mit vielen anderen Nutztierrassen. Im Vordergrund steht oft nur der unternehmerische Profit und nicht nachhaltige Gedanken zur Erhaltung der natürlichen Gleichgewichte.

 

Die bis vor ca. 100 Jahren in Nordeuropa heimische Unterart Apis mellifera mellifera (Die Dunkle Biene), hatte bis in die 1850er Jahre ihren natürlichen Verbreitungsraum von den Pyrenäen, bis zum Ural und von der Alpennordseite bis Südskandinavien. Sie war somit auch in Deutschland die einzige natürlich vorkommende Honigbienenrasse. Sie ist durch die imkerlichen Aktivitäten weitestgehend verschwunden und wurde durch andere Arten, die hier ursprünglich nicht heimisch waren, ersetzt. So findet man heute in den Kisten der Imker in Deutschland hauptsächlich die Apis m. carnika (Kärnter Biene)  und Apis m. ligustica (Italienische Biene) oder die Hybrid-Rasse der Buckfastbienen.

 

Die auf das Klima nördlich der Alpen optimal angepasste dunkle Biene ist durch die Zuchtanstrengungen der Imker fast vollständig verschwunden. In Deutschland gilt sie als ausgestorben. Sie existiert noch in wenigen Gebieten von Skandinavien bis in den Ural. Zum Glück gibt es immer mehr Bienenfreunde, die sich für den Erhalt dieser wertvollen und bedrohten Art einsetzen (SICCAM). Die dunkle Biene kommt mit den klimatischen Bedingungen nördlich der Alpen deutlich besser zurecht, kann mit sog. Kleckertrachten umgehen, überwintert mit deutlich weniger Bienen und braucht deshalb weniger Winterfutter und sie fliegt bereits bei niedrigeren Temperaturen aus. Aber sie ist wehrhaft und trägt weniger Honig ein, was den kommerziellen Imkern gar nicht so gefällt. (Video zur Dunklen Biene)

 

Das Ziel einer naturnahen artgerechteren Bienenhaltung ist heute weniger, die für die Imkerei förderlichen Eigenschaften im Fokus zu haben, als vielmehr eine "standortangepasste Wald-und-Wiesen-Mischung"" die mit den Tracht- und Klimabedingungen, aber auch mit den Schädlingen gut klarkommen kann. Trotzdem bemühen Doris und ich uns auch Dunkle Bienen zu halten, um das alte und wertvolle Erbgut zu bewahren. Über unser dunkles Volk werden wir auf unserer Seite immer weiter berichten.

 

Eine wunderbare Internetseite für einen achtsamen Umgang und einen naturnahen Blick auf die Bienen sind die "Bienen-Dialoge" von Sigrun Mittl.