Eine kleine Volks-Geschichte

Immer wieder spannend - der Blick ins Bienenvolk:

  • Wie geht es dem Volk?
  • Ist die Königin zu sehen?
  • Wie viele Arbeiterinnen sind vorhanden?
  • Wie ist die Brutsituation?
  • Sind Drohnen im Volk?
  • Wie haben die Bienen gebaut?
  • Haben die Bienen Pollen eingelagert?
  • Haben sie Nektar gefunden und Honig produziert?

 

Ist alles ok?

Vor unserem Volk 5 (DNM 1,5) herrschte in den letzten Tagen viel Unruhe: Viel laut summender Drohnenflug, abgewiesene Drohnen, viele Arbeiterinnen am Flugloch doch kein wesentlicher Sammelflug, kein Polleneintrag. Höchste Zeit für eine intensive Betrachtung...

 

Der Honigraum, vor vier Wochen aufgesetzt, war fast leer. Er enthielt wenig verdeckelten Honig und keinerlei frischen Nektar. Mehr Drohnen als Arbeiterinnen saßen darin und diese waren anscheinend damit beschäftigt, trotz guter Trachtlage die vorhandenen Vorräte auszufressen statt einzulagern. Außerdem brauste das Volk auffallend laut.

 

Im Brutraum sah es ähnlich aus: Drohnen und Arbeiterinnen haben sich die Waben geteilt. Auf der Ostseite jeder Wabe saßen die Arbeiterinnen, auf der Westseite die Drohnen. Die Waben hatten einen schönen Futterkranz und auch bunte Pollenfelder waren vorhanden. Aber keine Brut - und keine Königin in Sicht! Was war hier passiert? Und was können wir tun?

Ein Blick zurück auf die Geschichte von #5 - 2019

Das Volk ist als vorweggenommener Schwarm im Mai 2019 in seine Wohnung und unseren Garten eingezogen. Wir haben im Mai und Juni die Entwicklung mit 1:1-Fütterung unterstützt. Es hat etwas langsam gebaut, sich dann aber gut entwickelt.

 

Anfang Juli 2019 haben wir beim morgendlichen Gartenrundgang dann die Königin ganz alleine im Gras vor der Beute gefunden. Hatten die Bienen ihre Chefin abgesetzt? Eine umgehende Kontrolle ergab zwar ein etwas löchriges Brutfeld, aber sonst keine Auffälligkeiten, auch keine Nachschaffungszellen. Wir haben also die Königin wieder in ihr Volk gesetzt.

 

Ende August haben wir festgestellt, dass kaum Brut im Volk war. Mitten im Brutfeld waren außerdem Buckelzellen verteilt. Anscheinend hatte die bereits einmal abgesetzte Königin nicht mehr genug Samen und legte unbefruchtete Eier. Wir haben uns daher entschieden, eine gezüchtete dunkle Königin einzuweiseln. Das ist gelungen und die dunklen Bienen Apis mellifera mellifera sind wunderbar durch den Winter gekommen.

Abgesetzte Königin allein im Gras
Abgesetzte Königin allein im Gras

Schwarmzeit - 2020

 

Bereits Anfang Mai hatte das bereits starke Volk dunkler Bienen mehrere Weiselzellen angelegt. Auch die Menge der Drohnen wies auf die Schwarmstimmung hin. Aufgrund unser hohen Winterverluste 2019 haben wir uns entschieden, zwei Königinnen-Ableger aus #5 zu bilden. Dazu haben je eine Wabe mit zwei Weiselzellen, eine Futterwabe, einen Leerrahmen sowie viele Bienen in einen Ablegerkasten eingesetzt und zu einem Außenstand gebracht. Beide Ableger haben inzwischen eine begattete Königin in Eiablage.

 

Am 19.5.20 ist aus #5 der Vorschwarm mit der Königin aus 2019 ausgezogen. Ein prächtiger Schwarm mit einem Gewicht von 2 kg, den wir glücklicherweise einfangen konnten. Einen Tag später ist ein Nachschwarm ausgezogen, der sich jedoch zu kurz gesammelt hat und dann weitergezogen ist, bevor wir ihn einfangen konnten.

 

Der Vorschwarm hat mit Futterunterstützung in 14 Tagen drei Waben fast vollständig und eine teilweise ausgebaut. Auch Stiftchen waren zu sehen. Also alles ok.

Nur beim Muttervolk muss etwas schief gegangen sein. Vielleicht hat eine der Meisen, die in unserem Garten brüten, die Prinzessin auf ihrem Hochzeitsflug entführt und damit die hungrigen Schnäbel des eigenen Nachwuchses gestopft. Und nun?

 

Zunächst einmal haben wir den Wildbau unter der sog. Bausperre im Hochboden ausgeschnitten und dabei die möglichen Optionen diskutiert:

  1. Abwarten.
  2. Eine Weiselzelle von einem befreundeten Imker holen und einsetzen.
  3. Eine Zuchtkönigin kaufen.
  4. Das Volk auflösen.
  5. Zur "Weiselprobe" einen Rahmen mit Stiften aus einem anderen Volk in #5 einsetzen.

In der Beute waren noch zahlreiche Bienen und auch sonst alles, was ein Volk braucht - außer Königin und Brut. Buckelzellen haben wir auch nicht gefunden. Abwarten schied damit aus. Die Auflösung eines zahlenmäßig kräftigen Volkes bringt starke Unruhe für alle Völker am Bienenstand. Und bei uns stehen dieses Jahr bis auf die Bienenkiste nur Jungvölker, für die wir das nicht riskieren wollten. Weiselzelle und Zuchtkönigin waren im Augenblick nicht verfügbar.

 

Also blieb die fünfte Lösung. Die Königinnen-Ableger (siehe oben) waren gerade einen Monat alt und hatten sich gut entwickelt. Das größere Jungvolk mit fünf gut ausgebauten Waben war zudem zurück in unseren Garten umgezogen. Also haben wir eine Wabe mit frischen Stiften aus diesem Volk entnommen, die Bienen abgefegt und die Wabe in #5 eingesetzt. Das Jungvolk mit seiner frischen Lebenskraft und einer jungen vitalen Königin wird den Verlust zugunsten seines Muttervolkes sicher schnell verkraften.

 

#5 hat damit eine Überlebens-Chance erhalten. In einer Woche werden wir wissen, ob die Arbeiterinnen Nachschaffungszellen bauen und eine oder mehrere Prinzessinnen heranziehen. Hoffentlich klappt es. Wir wünschen der zukünftigen Königin ein langes Leben.

Bitte drückt ihr und ihrem Volk (und uns) die Daumen, damit wir erleichtert sagen können: "Nummer 5 lebt"!