Ein Schwarm für die Klotzbeute

 

 

 

 

Ein spannender Moment: Alles ist vorbereitet, gleich zieht der Schwarm (hoffentlich) in seine neue Wohnung ein.

Am Mittwoch kam der Anruf von unserem Imkerfreund Matthias: "Ich habe einen Schwarm. Wollt Ihr den für Eure Klotzbeute haben?" Die Antwort war klar: "Ja! Wir kommen sofort."

 

Doch gehen wir einen Schritt zurück: Im letzten Oktober haben wir bei Sabine Bergmann auf Schloss Hamborn einen Zeidlerkurs belegt und unsere erste Klotzbeute gebaut. Darin sollen die Bienen eine Wohnung finden, die ihrem natürlichen Habitat in hohlen Bäumen im Wald möglichst ähnlich ist. Das Ziel ist eine artgerechte Bienenhaltung, aus der gesunde und widerstandsfähige Honigbienen hervorgehen, die mit Schädlingen besser klarkommen als intensiv beimkerte Bienenvölker.

 

Der Schwarm, den wir nachmittags abgeholt haben, war so groß, dass er nicht in einen Schwarmkorb passte. Somit musste ein Teil der Bienen die Nacht in etwas Abstand zu ihrer Königin im zweiten Korb verbringen. Doch beide Körbe standen mit dem Draht dicht beieinander, damit alle Bienen den Duft der Königin wahrnehmen können.

 

Am Donnerstag war es dann soweit: Wir haben letzte Vorbereitungen getroffen, die Klotzbeute noch einmal kontrolliert, die unteren Stäbe durch einen Sisalsack mit Streu ersetzt, damit die Bienen gleich nach oben krabbeln und Jürgen hat eine Rampe zum Einlogieren an die Seitenluke gebaut. Dabei ist ein ausreichend hoher Rand wichtig, damit möglichst keine Bienen beim Abstoßen nach unten ins Gras purzeln. Immerhin liegt der Eingang knapp 2 m über dem Boden.

 

Am Spätnachmittag war alles vorbereitet und die Gefahr, dass die Bienen sich anders entscheiden und wieder ausziehen geringer als am sonnigen Mittag. Vorsichtig nimmt Jürgen den Deckel mit der Bienentraube vom ersten Korb (Foto oben) und schüttelt die Bienen mit einem beherzten Ruck auf die Rampe. Was für ein Gewusel!

 

Die ersten Minuten sind besonders spannend: Gefällt den vorauslaufenden Bienen die angebotene Wohnung? Folgen die anderen? Wo ist die Königin? Ganz klar, in diesem riesigen krabbelnden Schwarm ist es nahezu aussichtslos, nach der unmarkierten Königin zu suchen. Wir wissen nur, dass der Schwarm eine Königin hat. Also schütten wir auch die Bienen aus dem zweiten Korb auf die Rampe und vereinen so das Volk wieder.

 

Bereits nach wenigen Minuten strömen die Bienen zum dunklen Eingangsloch und verschwinden darin. Immer mehr Bienen folgen der Spur und dem Duft, den die erste Bienen am Eingang verfächeln ins Innere der Baumhöhle. Nur einige am unteren Rand der Rampe krabbeln in die falsche Richtung, den Rand hoch. Dort bildet sich ein Bart von etwas ratlos wirkenden Bienen. Vorsichtig helfen wir mit einer großen Kelle und setzen sie in die Mitte der Rampe, wo sie sich neu orientieren und dann den Weg aufwärts zur Bienenwohnung finden.

 

Dieses wunderbare Gewusel, das Summen und der Duft - wir genießen den Moment mit allen Sinnen. Einen kleinen Eindruck gibt unser Kurzfilm, allerdings ohne Duft. Nach gut einer Stunde sind alle Bienen eingezogen. Die ersten Spurbienen haben das Flugloch entdeckt und erkunden ihre neue Wohnung von außen.

 

Am nächsten Morgen ist reges Einfliegen angesagt. Ihr neues Zuhause scheint den Bienen zu gefallen und die ersten Sammelbienen machen sich auf die Suche nach Nektar und Pollen. Am Samstag haben wir die Klotzbeute das erste Mal nach Einzug geöffnet. Die Bienen sitzen friedlich oben und bauen und summen. Wir entfernen den Sack, der jetzt nicht mehr nötig ist und füttern die Bienen mit einer Schüssel 1:1 Zuckerwasser, angereichert mit Honig, um ihren Bautrieb zu unterstützen.

 

Inzwischen leben die Bienen seit fünf Tagen in der Klotzbeute und scheinen sich wohlzufühlen. Gestern haben wir zum zweiten Mal gefüttert und beim Öffnen zum ersten Mal das Netz der Bienen gesehen, die zappelnd unter dem Hauptschwarm aneinander hängen, wie von Baum-Bienenforschern beschrieben. Gerade halten die frostigen Winde der Eisheiligen die Bienen im Bau, doch sieht man die Bienchen wachsam am Flugschlitz sitzen.